Klassenlager B2ab - Tagebuch

Sek B2 von K. Kissling

Montag

Mit dem Zug reisten wir nach Luzern, nachdem Herr Bielser am Bahnhof in Olten die verschiedenen mitgebrachten Kuchen abgeholt hatte. Dies wird uns einige gute Desserts für die kommende Lagerabende sichern.

In Luzern angekommen, starteten wir mit „der anderen Stadtführung“, dem „Actionbound“, der uns durch ganz Luzern schickte und uns die vielfältigsten Aufgaben stellte. Wir entdeckten die Kapellbrücke, die Jesuitenkirche, stapften hoch zur Musegg in die Stadtmauer mit Schirmer-, Wacht- und Zytturm, und marschierten schliesslich wieder in die Stadt hinunter, zum Löwendenkmal, wo wir die Wildsau suchen mussten (???) und an den Bahnhof, wo wir nach gut zwei Stunden alle wieder eintrudelten und die Sandwich-Resten den Spatzen und Tauben verfütterten. Wir durften nun, da wir die Stadt ja schon kannten, auf eigene Faust losziehen und genossen unseren Ausgang am See und in der Altstadt.

Danach holten wir unser Gepäck am Bahnhof wieder ab und machten uns auf den Weg nach Zug, stiegen in rekordverdächtigem Tempo in den Zug nach Walchwil um und wurden am Schluss von unserem Gastgeber mit dem Shuttle-Bus nach Hinterberg gebracht. Mitten im grünen Nichts bezogen wir unser Lagerhaus und nisteten uns gemütlich ein. Mit Pilatus in den Wolken, dem Rigi vor den Augen und den Rossberg im Hintergrund sind wir von einem eindrücklichen Panorama umgeben.

Nun heisst es „gute Nacht“ sagen, damit wir morgen früh startklar sind für den nächsten aufregenden Tag!

Dienstag

Heute ging’s zu Fuss los! Ein kalter Wind blies uns um die Ohren, als wir die Wanderung von unserem Lagerhaus zum Zugerberg unter die Füsse nahmen. Trotzdem marschierten wir in guter Stimmung an den verstreut liegenden Höfen vorbei und durch die idyllische hügelige Wiesenlandschaft.

Nach gut anderthalb Stunden erreichten wir den Trotti-Parkplatz und fassten unsere Trottis. Doch oh Schreck, es gab nicht für jeden von uns einen Helm! Und ohne Helm fahren – das war schnell klar – lag nicht drin. Nach einiger Zeitverzögerung und ein paar Telefonaten von unseren Lehrpersonen lieferte uns die Trotti-Firma die erforderlichen Helme nach und wir konnten endlich losfahren. In Einerkolonne sausten wir den Berg hinab und genossen die kurvigen Wege und Strässchen. Drei kleine Stürze verzeichneten wir, aber nichts Schlimmes. Ein paar Schürfungen und vielleicht ein paar blaue Flecken waren das Resultat, bis wir bei der Höllgrotte in Baar angekommen sind.

Die Trotti wurden gestapelt parkiert, und endlich gab es etwas zu futtern. Der mitgebrachte Lunch wurde mit Genuss vertilgt und die Sonnenplätze waren heiss (!) begehrt. Mit dem frisch geladenen Höllgrotten-App und gut gestärkt traten wir in die wundersame Welt der Kalkstein-Höhle ein. Skurrile Formen, feine Farbnuancen und eindrucksvolle Gebilde waren in dezentes Licht getaucht und versetzten uns in Staunen. Zügig durchquerten wir die fremde Welt und tauchten schliesslich wieder im sonnendurchfluteten Wald des Lorzentobels auf.

Weiter ging die Trotti-Fahrt nach Zug, wo wir wieder zu Fussgängern wurden und zum See spazierten. Der Fotoparcours führte uns durch die Altstadt von Zug und wir entdeckten manches Sujet erst, als wir schon nicht mehr danach gesucht hatten, sondern bereits auf dem Rückweg waren. Die Rückreise nach Walchwil kannten wir bereits von gestern und so wir machten uns schon Gedanken zum Film von heute Abend! Einigermassen müde erreichten wir unser Haus. Fuss- und Muskelpflege war angesagt, schliesslich geht es morgen auf die Rigi!

Mittwoch

Heute hatten wir ein Riesenprogramm vor uns. Die Rigi ragte gross und eindrucksvoll auf der anderen Seite des Zugersees in den blauen September-Himmel. Sogar die Turmspitze war zu erkennen. In Goldau angekommen, stiegen wir in die älteste Bergbahn Europas um. Der Wagen, in dem wir sassen, war über 100 Jahre alt: die Bänke aus Holz, die Türe fehlte gänzlich, so dass für anhaltend frische Rigi-Frischluft gesorgt war. Über der Tür hing ein Schild „bitte nicht auf den Boden spucken“. Wir wunderten uns, bis wir erfuhren, dass dies noch aus der Zeit des Kautabaks stammte.

Im Rigi Klösterli war es bereits angenehm warm und wir nahmen den steilen Anstieg Richtung Gipfel in Angriff. Während einige von uns noch wie die Berggeissen den Hang hochsprangen, machten sich bei anderen die Problemchen von gestern bemerkbar: die Blase an der Ferse meldete sich wieder, die Schuhe drückten an derselben Stelle wie gestern, die Muskeln waren nicht mehr ganz so frisch und das eine oder andere Knie rief nach Schonung. Aber als wir den Gipfel erreicht hatten und wir auf der einen Seite die Abrisskante des Bergsturzes am Rossberg und auf der anderen den Pilatus bestaunen konnten, vergassen wir unsere Wehwehchen. Im Süden konnten wir das gesamte Alpenpanorama in seiner vollen Pracht geniessen, und Richtung Norden erstreckte sich das ganze Mittelland vor unseren Augen. Die Dampfsäule des KKG markierte unsere Heimat klar und deutlich und gab uns eine tolle Orientierung. Aber auch unser jetziges Zuhause, unser Ferienhaus, konnten wir erkennen. Wir sahen den Weg, den wir gestern genommen hatten, um zum Zugerberg zu gelangen und staunten über die lange Strecke, die wir bewältigt hatten.

Den Abstieg nach Kaltbad hatten wir schnell bewältigt. Die steilen Hänge, über welche die Luftseilbahn hinunterschwebte, sorgten bei einigen von uns für mulmige Gefühle. So tat die kurze Atempause in Vitznau am See ganz gut, bevor wir nach Morschach fuhren, um dort im Erlebnisbad unsere müden Beine zu entspannen und die Rutschbahn sowie die Dampf- und Sprudelbäder auszuprobieren.

Nach zwei Stunden Spass im Nass machten wir uns müde und hungrig auf den Heimweg. Wir freuten uns. Herr Bielser hat einen Spaghetti-Plausch vorbereitet. Mit grossem Appetit machten wir uns über die Pasta mit den drei verschiedenen Saucen her. Herr Bielser musste noch eine Portion nachkochen, bis wir wirklich satt waren. Ein langer, erlebnisreicher Tag ging zu Ende.

Morgen wird uns der Tierpark in Goldau beschäftigen.

Donnerstag

Wir hatten lange und gut geschlafen, so dass wir ausgeruht und guter Laune nach Goldau zum Tierpark fuhren. Das Bergsturz-Museum hatte leider geschlossen, aber die grossen Felsbrocken, die dem Tierpark seinen Charakter geben, beeindruckten uns tief und der Blick hoch zum Rossberg liess uns erschaudern. Aber bald waren wir abgelenkt von den Sika-Hirschen, die handzahm und sogar ziemlich frech nach Futter bettelten.

In der Tierpark-Führung „backstage“ hatten wir Einblick in die Futteranlagen: die Bärenglace und das Schweine-Zvieri fanden wir ziemlich cool, aber beim Besuch der Mäuse, die nur zum Zweck gehalten werden, damit sie den Tieren verfüttert werden konnten, schmolzen unser Herzen und beim Anblick der tiefgefrorenen Tiere im Futterlager wurde der eine oder andere ziemlich grün im Gesicht.

Über Mittag konnten wir den Tierpark selber erkunden, was wir alle nach unseren eigenen Vorlieben nutzten. Aber zum Bärengehege sind wir wohl alle hingegangen. Der zottlige Braunbär liess sich durch unsere Anwesenheit nicht beirren und drehte seine Runden durch sein neues Gehege. Leider liessen sich die Wölfe nicht blicken, die bei ihm wohnten.

Den Nachmittag verbrachten wir beim Minigolf-Spielen. In den Gruppenturnieren wurde eifrig gespielt und Gewinner und Verlierer hatten gleichermassen Spass am Spiel. Die Glace versüsste uns die Pause, bis uns das Schiff „Zug“ (!) zurück nach Walchwil brachte, wo wir freudig dem Grillabend entgegenblickten. Der „bunte“ Abend stellte eine Herausforderung für die Jungs dar, mussten sie doch die Mädels schminken, was sie jedoch mit Bravour taten!

Morgen tauchen wir ins Mittelalter ein, ehe wir die Heimreise antreten.

Freitag

Gab es im Mittealter eigentlich schon Sneakers? Oder mit welchen Schuhen sind die Leute damals umhergelaufen? Oder hat man schon Tomaten gegessen, oder Kartoffeln? Nein? Was dann?!? Haben sie eine Gabel benutzt? Und es gab noch keine Schokolade!! Und sie mussten alles von Hand schreiben? Halt, die meisten konnten ja gar nicht schreiben! Und lesen auch nicht!?

Das Gewicht einer Ritterrüstung erleben, das kratzige Wams eines Bauern auf der Haut spüren, die klare Hierarchie aus dem Mittelalter vor Augen geführt bekommen und das Wissen, dass es keine Chance gab, in einen anderen Stand zu wechseln. Du bist das, was du bei Geburt warst und du wirst es dein Leben lang bleiben, ein Bauer, ein Fürst, ein Handwerker...

Es gab viel Überraschendes zu erfahren in der „Burg Zug“, die wir an unserem letzten Tag unseres Klassenlagers besucht haben. Dies nachdem wir unser Haus geputzt, gereinigt, gewischt, gewaschen und geschrubbt hatten, bis es förmlich glänzte. So gut waren wir, dass wir viel zu früh mit der Reinigung fertig wurden und noch eine Wartezeit überbrücken mussten, bis das Haus (ohne Beanstandungen!) abgenommen wurde und wir das letzte Mal vom Hügel zum See hinunter chauffiert wurden. Diesmal wieder mit unserem ganzen Gepäck fuhren wir nach Zug, um eben diese Burg zu besuchen, aber auch, um nochmal am Ufer des Zugersees die schöne Aussicht und die Sonne zu geniessen.

Wir wussten, dass das Ende des Klassenlagers nun sehr nahe war, konnten es aber gar noch nicht richtig einordnen. Einerseits freuten wir uns natürlich auf unsere Ferien und unser Zuhause, andererseits ging nun eine ereignisreiche, tolle Woche zu Ende, in der wir viel zusammen erlebt hatten. Eines ist aber sicher: das Klassenlager werden wir nie vergessen.

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